Welche Sprachform beschreibt Wirklichkeit besser?
Unsere Kultur ist philosophisch wie theologisch geprägt von der Vorstellung, dass Begriffe passend seien, um Wirkliches objektiv und definitiv zu bezeichnen. Ihre fraglose Stärke: Sie können das Wahrgenommene klar und eindeutig benennen. Wie aber, wenn gesagt werden soll, was sich Feststellungen nicht fügt? Wenn es um ‚Gott in uns’ geht, ein unmittelbares Erleben? Um geschichtliche Impulse als Weise, Wirkliches zu erfahren? Um Deutungen, weil durch das Perspektivische des Blicks keine Eindeutigkeit zu erreichen ist? Dann reichen Begriffe nicht hin. Ein Ausweg aus deren Grenzen führt zur Sprache der Bilder – nicht zufällig gibt es Redewendungen wie Menschen-, Welt-, Geschichtsbild.
Tatsächlich lässt sich unsere Kulturgeschichte zumal unter philosophischen und theologischen Vorzeichen auch aus der Spannung zwischen diesen beiden Weisen verstehen, Sein ins Bewusstsein zu vermitteln. So ist Platons Ambition das begriffliche Denken, aber vielfach stellt er in Bildern dar, was er eigentlich aussagen will (vgl. Höhlen-, Sonnen-, Liniengleichnis). In der Neuzeit sind Descartes, Kant, Hegel, Habermas entschiedene Begriffs-Denker, während beispielsweise Blaise Pascal, Nietzsche, Sloterdijk aus Überzeugung eine bildhafte Sprache verwenden.
Worin begründet sich der Unterschied? Was bewirken Bilder statt Begriffe? Danach fragen wir: mit Bezügen auf den spanischen Theologen, Mystiker und Lyriker Luis de León (1527-1591) und auf Friedrich Hölderlin (1770-1843), dessen Lyrik ein denkerisch motiviertes, geschichtsbewusstes ‚Bildprogramm’ verwirklicht. Ein Blick auf G.W.F. Hegel (1770-1831), Hölderlins Studienfreund, zeigt im Kontrast dazu einen überzeugten Denker der Begriffe.
4 Termine, mittwochs, jeweils 18.00-20.15 Uhr
21.5.2025 | 28.5.2025 | 4.6.2025 | 11.6.2025
Hybrid-Veranstaltung in Präsenz im Gemeindehaus, Annastraße 35, Aachen, und digital über ZOOM
Leitung und Referent: Dr. Uwe Beyer
Teilnahmegebühr: 20,00 Euro
Anmeldung unter simone.graff@ekir.de